Links – Mitte – Rechts? Eine Begriffsklärung

Links, rechts, Mitte - das sind Begriffe welche gefühlt allgegenwärtig sind. Doch wofür stehen diese eigentlich? Im Grunde genommen sind sie ein sprachlich geschaffenes Konstrukt, um bestimmte politische Meinungen einzuordnen und in der Debatte damit arbeiten zu können. Doch was bedeuten sie genau? Um die Beantwortung dieser Frage soll es in diesem Artikel gehen.

Die Entstehung von politisch links und rechts

Die politischen Begriffe links und rechts haben ihren Ursprung in der französischen Revolution. Hier wurde innerhalb der Regierung durch Klassen Unterschieden. Die herrschende Klasse, der Adel, wollte alles halten wie es ist, während die Vertreter des Bürgertums eine Veränderung hin zur Gleichstellung wollten. Um die Zugehörigkeiten klar zu symbolisieren teilten sie diese innerhalb der Sitzordnung auf: Der Adel mit seinem Wunsch nach Erhalt sammelte sich rechts und das Bürgertum mit ihrem Ansinnen des Umsturzes und dem Streben nach Gleichheit links.

Diese Aufteilung hat bis heute Bestand trotz mannigfaltiger Veränderungen im politischen Geschehen.

Die Gleichheit als Bezugspunkt

In seiner Gesamtheit kann man die politischen Begriffe links und rechts in ihrer Einordnung auf die Gleichheit herunter brechen:

  • Links strebt eine konsequente Gleichheit aller Menschen an

  • Recht trifft Unterscheidungen und ist gegen eine konsequente Gleichheit

Nehmen wir dies als Ausgangspunkt stellen wir fest, dass sich hier bereits eben dieser genannte Ausgangspunkt verschoben hat. Was früher an Gleichheit unvorstellbar war, nehmen wir heutzutage als selbstverständlich wahr. So zum Beispiel der Zugang zu Schule, welcher heute für alle Kinder möglich und kostenlos ist. Dies war in der Vergangenheit lange Zeit undenkbar.

Reden wir also heute von der Gleichheit im Bezug auf Schulbildung bezieht sich diese Debatte vielmehr auf Chancengleichheit, welche aufgrund sozialer Herkunft nach wie vor unterschiedlich ist.

Die linke Position ist somit eine uneingeschränkte Chancengleichheit für alle herzustellen.

Ein zweiter zentraler Punkt ist die Freiheit, vor allem auch in Bezug auf die Marktwirtschaft. Hier wünschen linke Positionen eine Regulierung des Marktes, während rechte die freie Marktwirtschaft erhalten und fördern wollen.

Letzten Endes lässt sich jedoch auch dieses Thema auf die Frage der Gleichheit reduzieren. Eine freie Marktwirtschaft im Kapitalismus fördert Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten, weshalb linke die Regulierung fordern, um für bessere Verteilung und somit wieder für mehr Gleichheit und soziale Gerechtigkeit zu sorgen.

Doch auch ohne die Freiheit auf die Marktwirtschaft zu reduzieren, steht diese immer wieder als Bezugspunkt im Raum.

Linke möchten die gleiche Freiheit, sowie die Möglichkeit der freien Wahl für jeden Menschen. Auch hierfür ist wieder eine grundlegende Gleichheit von nöten.

Somit stellen wir fest, dass die Gleichheit das grundlegende Element ist, um die Politik in links und rechts zu unterteilen.

Wenngleich heutzutage andere Dimensionen berücksichtigt werden müssen, funktioniert diese Aufteilung nach wie vor sehr gut um Streitfragen in der Debatte zuordnen zu können.

Somit ist es nach wie vor aktuell und legitim von links und rechts in der Politik zu sprechen.

Doch was ist nun die Mitte?

Um sich selbst einzuordnen, muss man sich reflektiert damit auseinandersetzen und Stellung beziehen.

Daher ordnen sich viele Menschen in der Mitte ein, welche mit dem Bezugspunkt der Gleichheit so nicht existiert. Eine Mitte kann grundsätzlich nur existieren, wenn es zwei Pole gibt, zwischen denen man sich positionieren kann.

Wenn wir Gleichheit konsequent denken, gibt es jedoch kein dazwischen. In dem Moment, in dem jemand sagt „ja ich bin für Gleichheit, aber…“ wird eben diese bereits eingeschränkt und es findet eine rechte Positionierung statt. Natürlich gibt es hier Facetten, in wie weit man diese Gleichheit beschränkt, doch dazu komme ich noch.

Mitte kann also bedeuten, dass jemand unentschlossen ist oder ausweichen möchte. Ein Beispiel dafür ist der Liberalismus. Im Ursprung hat der Liberalismus Gleichheit gefordert. So ist er mit der Forderung nach Abschaffung von Klassen historisch betrachtet eine linke Strömung gewesen. Durch bereits zuvor erwähnte Verschiebung kam es nun jedoch dazu, dass in ihm sozusagen die Aussage inne wohnt „jeder sei seines eigenen Glückes Schmied“. So sind viele Menschen der Ansicht, dass natürlich jeder Mensch gleich in seinem Wert und mit den gleichen Rechten zu behandeln sei. Ob er nun jedoch in seinem Leben erreichen kann was er anstrebt, wird dabei alleine von der Person selbst abhängig gemacht. So kann die Frage der Gleichheit/ Ungleichheit auf die Eigenverantwortung abgewälzt werden. Dies verkennt allerdings die aktuell mangelnde Chancengleichheit und macht den Liberalismus in der Gegenwart zu einer eher rechten Strömung.

Rechts versus Konservativ

Das rechts strikt gegen Gleichheit ist, ist eine sehr kompromisslose Betrachtungsweise und wie zuvor bereits erwähnt, gibt es hier verschiedene Facetten von bis. Was wir heute als rechts betrachten meint im Normalfall Positionen, welche sich am äusseren Rand des Spektrums befinden. Diese beziehen sich auf biologische, ethnizistische und rassistische Ideologien. Doch gibt es darüber hinaus auch gemässigte Ansichten wie den Konservativismus.

Konservative begründen und rechtfertigen eine Ungleichheit aus strukturellen und hierarchischen Gegebenheit einer Gesellschaft. So zum Beispiel gilt der Mann als Familienoberhaupt und die Eltern stehen ganz automatisch über den Kindern.

Im beruflichen Umfeld kann es der Arbeitgeber sein, welcher in der Führungsrolle nach dieser Anschauung zwangsläufig über seinen Angestellten steht.

Diese Art des Zusammenlebens schafft für Konservative Sinn, schafft jedoch auch Ungleichheiten, welche in Traditionen und hierarchischen Strukturen begründend sind.

Derartige Gemeinschaftstrukturen sind die letzen Jahre allerdings zunehmend kritisiert und aufgebrochen worden. Sie verlieren vermehrt an Bedeutung.

Konservativismus orientiert sich somit an der Vergangenheit und sucht traditionelle Rollenbilder zu erhalten. Dadurch wird eine konsequente Gleichheit aller Menschen in allen Belangen abgelehnt, was ihn zu einer rechten Position macht - wenn auch in gemässigtem Rahmen. Diese Einstellung, die gesellschaftlichen Normen erhalten zu wollen, bereitet konservativen Menschen in sofern Probleme, als dass diese Rollenbilder wie erwähnt nur noch gebrochen existieren und mit dem heutigen Kapitalismus nicht mehr einbar sind. So ist es zum Beispiel für die meisten Familien keine Option mehr, dass die Frau als Hausfrau und Mutter zu Hause bleibt. Der Leistungsdruck in der freien Marktwirtschaft fordert häufig die Berufstätigkeit beider Partner.

Und was ist mit dem Progressivismus?

Im Gegensatz zum Konservativismus, welcher sich an der Vergangenheit orientiert, spricht man bei linken Weltanschauungen vom Progressivismus. Links sieht in die Zukunft, denn dort liegt die Gesellschaft , welche durch Veränderung erreicht werden kann. Der Fokus liegt auf weiteren Fortschritt in verschiedenen Bereichen um so eine gerechtere Gesellschaft und eine konsequente Gleichheit aller Menschen zu erlangen.

Links und Rechts im Wandel der Zeit

Wir haben bereits am Beispiel des Liberalismus gemerkt, wie sich solche politischen Philosophien wandeln können. Wie aus der ursprünglichen linken liberalen Bewegung eine gemässigt Rechte wurde. Auch links und rechts unterliegen einem derartigem Wandel und führen heutzutage zu einer Paradoxie.

Gerade mit dem zunehmenden Rechtsruck sehen sich Linke vermehrt in der Rolle des Bewahrers wieder. Der Wohlfahrtsstaat und erreichte Gleichheiten müssen bewahrt werden, denn es besteht die reelle Gefahr, Teile davon wieder zu verlieren.

Zugleich schwindet der Glaube an eine bessere Zukunft im gleichen Masse wie die Angst vor dem Verlust der Zukunft auf Grund aktueller Geschehnisse wächst. Auch hier gilt es sich diesen Glauben an ein Voranschreiten in eine bessere Zukunft zu bewahren, während man kontinuierlich darauf hinarbeitet.

Im Gegensatz dazu sehen sich Konservative und Neoliberale der Herausforderung gegenüber stehend, die Strukturen verändern zu müssen um zu ihren gesellschaftlichen Normen zurückkehren zu können.

Sind die politischen Bezeichnungen Links und Rechts überhaupt noch zeitgemäss?

Der Gesichtspunkt der Gleichheit schwingt im Grunde in allen politischen Fragen mit. So ist die Kategorisierung in politisch links und rechts auf verschiedenste Streitfragen anwendbar. Meinungen und Ansichten lassen sich somit zuordnen. Daher lässt sich die Frage nach der Aktualität und Sinnhaftigkeit dieser  Begriffe ganz klar mit „Ja“ beantworten.

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